Das Sterben einer recht jungen Gerätegattung

Die Überschrift ist nicht ganz Ernst gemeint, mit der Gerätegattung sind Netzwerk-Player gemeint. Als begeisterter Musikhörer und Technikfreak habe ich die Entwicklung der digitalen Musikwiedergabe im privaten Umfeld aufmerksam verfolgt. Die ersten MP3-Files aus dem Internet waren von schlechter Qualität aber schon damals war klar wo die Reise hingeht. Die Welt wird digital und damit verändert sich auch die Art Musik zu hören.

Zu dieser Zeit der analogen Musikwiedergabe gab es die klassische Musikanlage bestehend aus einem Verstärker und einem Paar Lautsprechern. Am Verstärker waren diverse Abspielgeräte angeschlossen, Kassettenrekorder, Plattenspieler, CD-Player und ein Radiotuner. Die Eigene Musik gab es auf Platte oder CD, getauscht wurde die Musik über die Musikkassette und neue Musik wurde über das Radio entdeckt. Die Bedienung des ganzen erfolgte über Schalter und Regler an den Geräten selbst oder schon etwas moderner über Fernbedienungen. Je hochwertiger die Gerätschaften desto umfangreicher die Bedienungsmöglichkeiten. Der Funktionsumfang konnte gewaltig sein und so manchen Nutzer überfordern.

Die Anfänge der digitalen Welt waren experimentell. Es wurde versucht viele Dinge der analogen Welt in die digitale Welt zu überführen. So auch bei der Musik, Computer konnten auf einmal Töne von sich geben. Mit der Steigerung der Leistungsfähigkeit von Mikroprozessoren wurden auch die Möglichkeiten erweitert und die Qualität der Wiedergabe gesteigert. Neue Techniken wie die Netzwerktechnik erweiterten die Möglichkeiten enorm.

Musik-CD`s wurden mit Computerlaufwerken kopiert und weitergegeben. Mit dem MP3-Format wurde die Musik über das Internet mit aller Welt geteilt. Und Homeserver wurden zum Speicherplatz für die digitalen Musik-Files zu Hause. Das Radio kommt zunehmend aus dem Internet zu uns.

Damit musste sich auch die klassische Musikanlage verändern, einige Komponenten wurden überflüssig und neue kamen hinzu.

Da kommt jetzt der Streamer oder Netzwerk-Player ins Spiel. Ein Abspielgerät das Internet-Radio und Musik von einem UPnP-Server im eigenen Netzwerk abspielen kann. Dazu ist der Streamer mit dem Internetrouter und mit der Musikanlage verbunden, sozusagen eine Schnittstelle zwischen der Digitalen Welt und der Analogen Welt der Musikwiedergabe.

Ein guter UPnP-Server ist der TwonkyMediaServer, den es für viele Plattformen gibt. Unter Windows, Linux, Mac und auf diversen NAS-Geräten kann die Software installiert werden um Musik, Bilder und Videos im heimischen Netzwerk verfügbar zu machen. Bei vielen Geräten ist ein UPnP/DLNA Server bereits vorhanden, z.B. bei Routern, dahinter steckt oft eine Twonky Variante.

Eine weitere Software ist Asset UPnP, ein reiner Audio Server, der auf Windows, Linux, Mac und NAS-Systemen eingesetzt werden kann.

Ein UPnP/DLNA Server kann Daten, z.B. die Musik-Files auf einem Computer oder einem Netzwerk-Laufwerk durchsuchen und Metadaten der untersuchten Dateien z.B. Interpret oder Album und vieles mehr in einer Datenbank zusammenfassen. Abspielgeräte können dann auf diese Datenbank zugreifen. Auf unterschiedlich zusammengestellten Listen kann am Abspielgerät die abzuspielende Musik ausgesucht zusammengestellt und abgespielt werden. Die Qualität der Wiedergabe ist abhängig von dem Datei-Format der Musikdatei und Qualität des Abspielgeräts. In der Anfangszeit der digitalen Musikwiedergabe wurde die Musik komprimiert, da die Übertragungsraten im Internet niedrig waren und es noch keine Flatrates gab. Das bekannteste Format ist das MP3-Format, die Kompressionsrate oder anders gesagt die Größe der Datei gibt Aufschluss über die Qualität. Je größer der Wert, desto höher ist die Qualität der Musikwiedergabe, der maximale Wert von 320kb/s ist nahe an der CD-Qualität, aber auch schon die Hälfte hat gute Ergebnisse gebracht. Internetradio hat oft 128 kb. Heute spielt das keine große Rolle mehr, es gibt High Speed Internet und Flatrate. Auch Speicherplatz ist oft kein Thema mehr, nur beim mobilen Musikstreaming muss man sich noch Gedanken machen.

Der entscheidende Vorteil eines UPnP Servers ist das bequeme Durchsuchen und Auswählen aus der eigenen digitalen Musiksammlung, sozusagen eine Weiterführung der Musikbox oder von CD-Wechslern, nur das die Musiksammlung riesig sein kann, 10000 Titel und mehr. Diese große Musiksammlung kann über das heimische Netzwerk verteilt werden, per LAN oder W-LAN auf mehreren Abspielstationen wiedergegeben werden.

Terratec Noxon Audio WLAN-Audioplayer (MP3 / WMA / Internetradio)
PC-Musik und Internet-Radio drahtlos über WLAN

Die ersten Streamer, die ich selber im Betrieb hatte, waren Geräte, die aus der Computerecke kamen. Ein sehr schöner Vertreter dieser Gattung ist das NOXON Internet Radio von Terratec. Ein schlichtes Kunststoffgehäuse mit einem großen gut leserlichen LCD-Display in blau, sieht futuristisch aus. Die Bedienung erfolgt über eine Fernbedienung. Die Einbindung ins heimische Netzwerk erfolgt über W-LAN. Darüber hinaus ist es möglich Internetradio abzuspielen und auf einen UPnP/DLNA Server zuzugreifen um eine heimische Musiksammlung abzuspielen. Der Klang, den dieser kleine, recht günstige Streamer hervorbringt ist schon recht gut. Um 2005 hießen Geräte, die so etwas konnten noch nicht Streamer sondern Internet Radios. Das Hauptaugenmerk legte man damals auf das Internet Radio hören, für mich lag das aber in der Möglichkeit meine Musik, die auf einem Server gespeichert ist, komfortabel auf der Stereoanlage im Wohnzimmer, dem Radio in der Küche und im Schlafzimmer zu hören. Die Musik wird mit einer Fernbedienung ausgesucht, die Datenbank des UPnP/DLNA Server bietet übersichtliche Struktur in der schnell die gewünschte Musik gefunden werden kann. Das große Display ist eine Freude.

Der nächste Schritt kam ca. 5 Jahre später als namhafte Hifi-Hersteller dem Trend folgten und erste Geräte auf den Markt brachten, welche eine bessere Musikqualität versprachen, in dem sie Musik in CD-Qualität und besser wiedergeben konnten. Diese neue Gerätegattung im Hifibereich nennt sich nun Streamer, sie können Musik aus dem heimischen Netzwerk wiedergeben, Internet Radio abspielen und einer weiteren Möglichkeit folgend, Musik aus dem Internet von Streaming Plattformen wiedergeben. Diese Geräte werden vorzugsweise über eine APP auf einem Handheld bedient. Wegen der besseren Musikwiedergabe mussten die Internet Radios den Streamern Platz machen. Neue Streamingstandarts wie Airplay führten auch dazu. Nun stellte sich ein neuer Effekt ein. Alle Hersteller haben eigene APP’s zu ihren Geräten herausgebracht, die zwar ähnliche Dienste anbieten aber im Aussehen und im Funktionsumfang unterschiedlich sind. Und neue Möglichkeiten wie Multiroom sind proprietär, so das diese Funktionen mit Geräten unterschiedlicher Hersteller nicht möglich waren. Aus eigener Erfahrung musste ich feststellen das solche Geräte schnell veraltet sind obwohl sie noch wunderbar Musik machen.

Dann bin ich auf ROON gestoßen. Als aufmerksamer Beobachter der Hifi-Szene habe ich schon von ROON gehört und mir gedacht, dass es sich um eine Computersoftware handelt, mit der man die Möglichkeit hat, Musik auf dem Computer in einer schicken Aufmachung abzuspielen und über die USB-Schnittstelle an hochwertige DA-Wandler an die Hifi-Welt weiterzugeben. Hierfür gibt es auch andere Programme, die viel können und einiges an Computerwissen und Einarbeitung erfordern um sie den Wünschen entsprechend einzurichten und hinterher auch noch zu bedienen. Jedes Update, sowohl bei der Software als auch beim Betriebssystem, kann alles zunichte machen, ungetrübter Musikkonsum geht anders.

Was macht ROON so anders?

ROON ist eine Computersoftware die zu allererst ein Bedienkonzept beinhaltet,dass erst einmal einfach aussieht und übersichtlich gestaltet ist. Man bekommt den Eindruck, dass alles auf das wesentliche beschränkt ist, was zum Hören von Musik notwendig ist. Das wird mit übersichtlicher Grafik und Bildern erreicht, statt auf ellenlangen Listen und es gibt nur wenige Untermenüs in denen Einstellungen gemacht werden müssen. Das Konzept ähnelt dem von Daphile mit nur noch mehr Möglichkeiten und schönerer Oberfläche.

Wie wurde das erreicht?

ROON greift nicht auf eine externe Datenbank zurück sondern erstellt eine eigene Datenbank. Man teilt ROON mit, welche Laufwerke oder Netzlaufwerke es dafür nehmen soll. Das machen andere Systeme auch, ist somit nichts besonderes, aber es ist wichtig für ROON. ROON greift nun nicht so sehr auf die Metadaten der gefundenen Musikdateien zu um seine Datenbank mit Informationen zu füttern sondern holt sich viele Informationen aus der eigenen Datenbank aus dem Internet. Natürlich hat man weiterhin die Möglichkeit Daten in der eigene Datenbank zu ändern, wenn Informationen nicht gefunden wurden oder falsch sind. Ich habe das bisher nicht gebraucht.

Damit die Darstellung flüssig läuft und auch bei 10000 Songs und mehr nicht ins Stocken gerät ist einiges an Performance notwendig. Daher gibt ROON LABS auch Empfehlungen welche Computerhardware eingesetzt werden soll. Ein i3 Prozessor ist Minimum, Vorgeschlagen wird ein NUC. Dabei bleiben der Stromverbrauch und damit die Betriebskosten überschaubar. ROON ist von einem Entwicklerteam ins Leben gerufen worden, das vorher an Sooloos gearbeitet hat. Neu ist bei ROON, dass es nicht mehr eine Hardwareumgebung gibt auf die man festgelegt ist sondern das man sich auf ein Bedienkonzept festlegt, dass mit unterschiedlicher Hardware funktioniert. Denn ROON ist nur eine Software, die auf allen gängigen Betriebssystemen installiert werden kann. Dadurch wird es möglich unterschiedliche Audiogeräte von verschiedenen Herstellern mit einer Bedienoberfläche zu bedienen. Die Installation bedarf keiner besonderen Computerkenntnisse.

Ich habe verschiedene Audiosysteme in unterschiedlichen Räumen, von verschiedenen Herstellern. Gemein ist allen Systemen, dass sie die Musik aus dem Internet und von heimischen Musikservern bekommen. Was sie unterscheidet sind die App’s mit denen sie bedient werden. Wünschenswert ist eine App für die gesamte Musikwiedergabe in der Wohnung. Das kann ROON unter bestimmten Voraussetzungen leisten.

Beispiel für eine ROON Infrastuktur, wie ich sie in meiner Wohnung realisiert habe.

Der ROON CORE ist auf einer Hardware NUC i3 wie von ROON LAB vorgeschlagen installiert. Als Betriebssystem benutze ich Windows 10. Zusätzliche Software ist Lights Out damit der Computer selbstständig herunter fährt und ein VNC-Server um den Computer ohne Tastatur, Maus und Bildschirm bedienen zu können. Der ROON CORE kann über die USB-Schnittstelle einen  DA-Wandler versorgen, dabei können HiRes Formate übertragen werden um eine höchstmögliche Musikwiedergabe zu erreichen.

Der Server1 ist ein Computer mit einem Atom Prozessor und einem Windows Home Server Betriebsystem auf dem unter anderem meine MP3 Musik Dateien liegen.

Der Server2 ist ein Computer mit einem Atom Prozessor und einem Windows 10 Betriebssystem. Zusätzlich sind CD-Laufwerke vorhanden, um Musik von CD zu rippen. Auf diesem Computer sind ausschließlich Musik Dateien im FLAC Format die mindestens CD-Qualität haben. Viele Musik Dateien sind schon in HiRes vorhanden.

Die ROON BRIDGE besteht aus der Hardware Raspberry Pi mit der Software Ropieee. Die ROON BRIDGE kann das das RAAT (Roon Advanced Audio Transport) Protokoll mit dem Musik-Stream des ROON CORE lesen und es über die USB-Schnittstelle dem DA-Wandler zuführen, der daraus ein hochwertiges analoges Musiksignal macht. Diese Weg der Wiedergabe mit dem RAAT Protokoll ist der qualitativ höcherwertige. Hierbei kann Musik in HiRes  Formaten wiedergegeben werden.

Musikempfänger mit einer Airplay Schnittstelle können mit etwas geringerer Qualität über W-Lan versorgt werden. Airplay ist ein Streaming Protokoll des Herstellers Apple und kann Musik mit annähert der selben Qualität wie von einer CD gewohnt übertragen. HiRes Formate werden vom ROON CORE entsprechen herunter gewandelt damit sie über die Airplay Schnittstelle übertragen werden können.

Die DA-Wandler sind ein Pioneer N-50 Netzwerkplayer und  ein Pro-Ject DAC Box DS. Der Pioneer N-50 verfügt über einen DA-Wandler bis 24 Bit/192 kHz und ist damit in der Lage HiRes Formate wieder zugeben. Die beste Wiedergabequalität wird über die asynchrone USB-Schnittstelle erreicht. Die DAC Box DS ist ein puristischer DA-Wandler mit asynchroner USB-Übertragung bis 192kHz/24bit, welcher auch HiRes Formate wiedergeben kann. Diese beiden DA-Wandler sind nicht „ROON Ready“, wie einige der aktuelle Geräte, die immer zahlreicher werden. Trotzdem ist eine hochwertige Musikwiedergabe mit diesen Geräten möglich.

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