Daphile und der kleine NUC

Daphile ist ein Linux Betriebssystem für x86-basierende Computer. Es ist spezialisiert auf das Hören von Musik und bietet alles, was ein moderner Musikserver können muss. Am Faszinierendsten finde ich seine Schlankheit und die einfache Bedienung. Die Oberfläche sieht zudem noch schick aus.

Ich beschäftige mich schon lange mit Musikservern. Bevor ich Daphile kennengelernt habe hatte ich Erfahrung mit Linux-basierten Musikservern und Windows-basierten Musikservern. Ich wollte eine Möglichkeit haben meine digitale Musik über das Homenetzwerk auf verschiedenen Abspielgeräten, die in der Wohnung verteilt sind, abzuspielen.

Außer der Leidenschaft für das Spielen mit Computern spielte auch eine Rolle, was solche Systeme kosten. Man kann mittlerweile viel Geld für schöne Geräte der Audio-Branche ausgeben, das muss aber nicht sein. Die Hardwareanforderungen für das Abspielen und Verwalten von Musikdateien sind nicht hoch und es gibt etliche Software, die kostenlos oder für relativ kleines Geld zu haben ist.

Musikserver

Der Musikserver besteht aus den NSLU2 und einer 160GB USB-Festplatte. Auf dem Bild ist auch ein Router mit DSL-Modem und WLAN zu sehen. Musikplayer können über WLAN die Musik-Files auf dem Musikserver abspielen.

Mein erster Musikserver war der NSLU2 von LINKSYS, ein Netzwerk-Datei-Server der 2 USB-Festplatten im Homenetzwerk bereitstellen konnte. Dieses kleine Gerät wurde mit einer Linux-Firmware betrieben. Mit einer modifizierten Firmware bestand nun die Möglichkeit, zusätzliche Software zu installieren um den Funktionsumfang zu erweitern. Der Musikserver der Stunde war damals der TwonkyMediaServer und den konnte man auf den NSLU2 installieren. Mit diesem Musikserver hatte man nun die Möglichkeit MP3 Musik Files an einem zentralen Ort im Netzwerk zu speichern und auf in der Wohnung verteilten UPnP fähigen Audioplayern wiederzugeben. Die Kosten waren überschaubar, der NSLU2 kostete 70€, die USB-Festplatte 150€ und die Lizenz für die Software 20€. Ein Audioplayer war für 100€ zu haben. Das waren die Anfänge Mitte der 2000’er Jahre.

Musikserver Windows Home Server

Der Musikserver mit Windows Home Server und Twonky Media Server, stellt Musik-Files UPnP fähigen Musikplayern im Heinnetzwerk bereit.

Nach 4 Jahren Musikgenuss und dem 2’ten Totalabsturz habe ich einen neuen Musikserver aufgebaut. Dieser hat ein Windows-Betriebsystem, von dem ich mir mehr Stabilität und Bedienkomfort erhoffte. Die Lizenz für die Musikserversoftware wurde weiter genutzt. Der Musikserver befindet sich in einem kompakten Mini ITX Gehäuse aus Stahlblech, in dem 2 2,5 Zoll Festplatten Platz finden. Meine Erwartungen wurden voll erfüllt, der Musikserver läuft nach 8 Jahren immer noch zuverlässig. Er fährt zu bestimmten Zeiten automatisch hoch und legt sich auch wieder schlafen, das spart Strom. Die Kosten für diesen Musikserver sind allerdings um einiges höher als beim NSLU2 Musikserver.

 Mainbord Zotac IONITX B ATOMN230 1.6Ghz 101€
Arbeitsspeicher 2GB DDR2-800 27€
2 Serverfestplatten Hitachi 320GB 126€
Betriebsystem MS Windows Home Server 85€
Software Lights-Out 18€
Gehäuse Mini ITX mit Netzteil 130€
Summe 489€

In den vergangenen Jahren habe ich aus Interesse immer wieder an anderen Musikserverlösungen gebastelt. Ich habe es mit Ubuntu probiert, aber den Twonky Media Server nicht zu laufen bekommen. Den Raspberry pi als Hardware hatte ich auch probiert aber diese Lösung hatte viel vom NSLU2 Musikserver und erschien mir nicht  zuverlässig genug. Ein zweiter Musikserver wurde mit Windows 10 als Betriebsystem in einem größeren Gehäuse aufgebaut um auch Laufwerke unterzubringen. Damit kann ich die Musik auch rippen und die Musik Files in die gewünschte Form bringen. Diese Lösung ist mehr ein Computer als ein Musikserver, wie sie heute vielfach im Handel angeboten werden. Der Aufbau verlangt Computeraffinität, genau wie auch die Bedienung.

Ich beschäftige mich gern mit dem Thema der Qualität bei der Wiedergabe von Musik in den eigenen vier Wänden und dabei bin ich auf Daphile gestoßen. Es wird in der Fachpresse gelegentlich propagiert, das die Wiedergabequalität bei DA-Wandlern über die USB-Schnittstelle (USB-DAC) am besten sei. Das habe ich einmal testen wollen, da ich noch Computerhardware herumliegen hatte und auch nichts besseres zu tun. Daphile ist eine freie Software, die einfach auf einem USB-Stick passt und auf x86 Rechnern gebootet werden kann, ohne dass dafür eine interne Festplatte notwendig ist. Beste Voraussetzungen zum Testen. Ich war erstaunt wie einfach und schnell die Installation funktioniert und habe alle DA-Wandler, die ich finden konnte, getestet. Und da ich von Daphile angefixt war sollte auch die passende Hardware da sein um Daphile längerfristig einzusetzen.

Daphile Musikserver

Der Daphile Musikserver mit 120GB SSD Festplatte ist klein und sparsam im Unterhalt.

Nach etwas Recherche habe ich mich für den NUC entschieden, der ist klein und sparsam im Stromverbrauch. Beim Arbeitsspeicher ist laut der Intel Spezifikation 1.35V DDR3L (low voltage) SO-DIMM zu verwenden. Ich habe das nicht beachtet und 1,5V Arbeitsspeicher verwendet. Ich hatte Glück, denn es funktioniert trotzdem.

 Desktop Computer NUC5CPYH  110€
Arbeitsspeicher 4GB DDR3-1600 1,35V 32€
Festplatte 2,5 Zoll SSD 120GB 50€
Summe 192

Der NUC wird Installiert

Die Installation ist einfach und auch ohne Computeraffinität ein Leichtes. Der Zusammenbau ist einfach. Der NUC wird nach Anleitung aufgeschraubt, die Festplatte in den Laufwerkschacht eingeschoben, das Speichermodul nach Anleitung eingesetzt und der NUC wieder zusammengeschraubt. Für die Inbetriebnahme wird der NUC über ein Netzwerkkabel mit dem Router verbunden, der USB-Stick eingestelt und der Netzstecker angeschlossen. Nach dem Einschalten bootet der NUC vom USB-Stick. Eine Einstellung im Bios und der Anschluß eines Monitors und Tastatur ist nicht notwendig. Nach ein paar Sekunden, wenn der Bootvorgang erfolgreich beendet ist, kann über das Heimnetzwerk mit einem anderen Computer oder einem Tablet über den Webbrowser der Musikserver bedient werden. Dazu muss seine IP-Adresse in die Adressleiste des Webbrowsers  eingegeben werden. Wenn am NUC ein Monitor angeschlossen wird, wird dort die IP-Adresse angezeigt. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten die IP-Adresse herauszubekommen, z.B. über eine Netzwerkscanner APP.

Daphile installieren

Daphile wird dauerhaft auf die internen Festplatte installiet.

Daphile kann nun auf die interne Festplatte instaliert werden. Dazu Settings/System Firmware aufrufen und unter New Installation die interne Festplatte aufrufen. Das funktioniert nur wenn die Festplatte noch nicht partitioniert ist. Nach dem Restart bootet Daphile von der internen Festplatte.

Im Mixer settings sollten alle Kästchen einen Harken haben.

Wenn der angeschlossene USB-DAC erkannt wird aber trotzdem kein Ton aus den Lautsprechern kommt lohnt sich ein Blick in die Einstellungen unter Settings/Audio Devices zu werfen und in den Einstellungen des angeschlossenen USB-DAC den Button Mixer zu betätigen.

Daphile kann alles, was ein moderner Musikserver können muss

  • Bedienung über einen Webbrowser
  • Musik wird bitgenau auf USB DA-Wandler abgespielt
  • Musik wird auf UPnP fähigen Audioplayern im Heimnetzwerk zur Verfügung gestellt
  • Musik Files können auf der internen Festplatte gespeichert werden
  • Musik Files können über Netzwerkfreigabe aus dem Heimnetzwerk auf die interne Festplatte übertragen werden
  • Daphile kann auf Netzwerkfreigaben im Heinnetzwerk zugreifen und dort vorhandene Musik Files abspielen
  • Daphile kann von einem angeschlossenen CD-Laufwerk Audio-CD’s bitgenau auslesen und die Musik-Files auf der internen Festplatte speichern.
Daphile Musikplayer

Der Musikplayer von Daphile ist übersichtlich gestaltet. Die erste Spalte zeigt die Musikbibliothek an, die zweite Spalte die Playlist.

Mir gefällt die übersichtliche Darstellung von Daphile, die einfache Bedienung, die Stabilität der Software und die kurze Bootzeit. Ich denke, dass Daphile ein Musikserver ist, dessen Funktionsumfang für die meisten Benutzer ausreichend ist. Und ich kann sagen dass sich die Musik über USB DA-Wander toll anhört. Ob USB nun besser ist als der Stream über das Netzwerkkabel kann ich nicht wirlich sagen, der erste Eindruck war sehr positiv, im direkten Vergleich kann ich das aber nicht bestätigen.

LINKS

Link zu daphile.com

Eine interessante Seite ist troeszter.net. Darin ist ein Projekt enthalten, in dem Daphile eine große Rolle spielt.

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3 Antworten zu Daphile und der kleine NUC

  1. Maggu sagt:

    Hallo ST, sehr interessante Seite. Ich beschäftige mich ja auch etwas mit der Materie, allerdings nicht in diesem Umfang….Dazu fehlt mir das audiophile Gehör inkl.dem passendem Equipment 🙂 Die „NUC“ Variante ist mir geläufig. Hat ein Kumpel auch als File Server für Audio und Video Dateien am laufen. Die Daten werden da allerdings nur abgelegt und bei Bedarf vom Abspielgerät (Apple TV / WDTV) abgerufen. Bei mir liegt der ganze Kram auf 2 Synology NAS und wird ganz einfach über Sonos abgerufen….Nix mit DA Wandlern etc…:) Ich finde es aber absolut interessant was mir passender Software und einem angemessenem Audio Equipment so alles realisierbar ist. Ich wünsche Dir einen guten Start in´s Jahr 2018

    Gruß M.D.

  2. fusel sagt:

    high st. Ich hab nix verstanden was du da baust. Wert mir das mal in der praxis anschaun. Denne bin ich jemand der den datentraeger in den splitz packt & musi hoeren moechte. Lg fy

  3. ralf sagt:

    High st. Die hoerprobe war schon fuer misch sehr beeindruckent. Hab fuer entschieden aber nicht so viel zeit dafuer zu investieren. Ein anderes project vom bekannten aus mi fand ich fuer mich reizender. Eine ps1 als laufwerk zu optimieren war das thema. Ich werd kein bastler mehr werden. So long fy

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